Fülldrahtschweißgerät zum MAG-Schweißen umrüsten – So geht’s!
Das Schweißen mit Schutzgas, insbesondere mit dem MAG-Schweißverfahren, ist für viele Heimwerker und Profis eine beliebte Methode, um Stahl und andere Metalle sicher und präzise zu verschweißen. In diesem Beitrag erkläre ich Schritt für Schritt, wie du ein Fülldrahtschweißgerät, wie das ME 130 Mini, kostengünstig und unkompliziert zum MAG-Schweißen umrüsten kannst. Mit einer kleinen Umrüstung kannst du die Flexibilität deines Geräts erweitern und auch Schutzgas nutzen.
Was ist der Unterschied zwischen Fülldraht- und MAG-Schweißen?
Beim Fülldrahtschweißen kommt ein speziell gefüllter Schweißdraht zum Einsatz, der das Schutzgas enthält. Das macht den Schweißprozess für Anwender einfacher, die kein separates Schutzgas anschließen wollen oder können. Das Ergebnis ist eine saubere Schweißnaht, allerdings nicht ganz so präzise wie beim Schutzgasschweißen, da der Draht selbst das Schutzgas liefert und weniger präzise reguliert werden kann.
Beim MAG-Schweißen (Metall-Aktivgasschweißen) hingegen wird ein externer Schutzgasanschluss verwendet, um das Schweißbad vor äußeren Einflüssen wie Sauerstoff zu schützen. Die Schweißnaht wird dadurch meist noch sauberer und stabiler, und es können auch dickere und dünnere Materialstärken besser verarbeitet werden.
Vorteile des Umrüstens eines Fülldrahtschweißgeräts zum MAG-Schweißgerät
Das Umrüsten eines Fülldrahtschweißgeräts wie des ME 130 Mini zum MAG-Schweißen bietet zahlreiche Vorteile, die vor allem für Heimwerker und Hobby-Schweißer interessant sind:
- Erweiterte Einsatzmöglichkeiten: Mit Schutzgas lässt sich das Gerät vielseitiger einsetzen, um verschiedenste Materialstärken zu schweißen.
- Sauberere Nähte: Beim MAG-Schweißen wird das Schweißbad besser vor der Umgebungsluft geschützt, was die Schweißnähte optisch und mechanisch verbessert.
- Kosteneinsparung: Anstatt in ein neues Gerät zu investieren, kann das bestehende Schweißgerät mit einer preiswerten Umrüstung für nur etwa 30 € erweitert werden.
So rüstest du dein Fülldrahtschweißgerät auf Schutzgasbetrieb um
1. Benötigtes Zubehör
Um dein Fülldrahtschweißgerät für das MAG-Schweißen fit zu machen, benötigst du nur ein spezielles Schlauchpaket. Dieses Schlauchpaket ermöglicht den Anschluss einer Gasflasche und besitzt ein mechanisches Gasventil im Griff, welches den Gasaustritt kontrolliert.
Schlauchpaket-Features:
- Gasschlauchanschluss: Das Paket hat einen Gasschlauch, den du mit einer Schutzgasflasche verbinden kannst.
- Mechanisches Gasventil: Ein Gasventil im Griff des Schlauchpakets reguliert den Gasfluss beim Schweißen.
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2. Schlauchpaket wechseln
- Altes Schlauchpaket entfernen: Demontiere das vorhandene Schlauchpaket von deinem Schweißgerät. Dies dauert meist nur eine Minute und ist schnell erledigt.
- Polung ändern: Um mit Schutzgas zu schweißen, musst du die Polung am Gerät ändern. Setze den Pluspol auf den Draht und den Minuspol auf die Masse, um die Polarität für das MAG-Schweißen anzupassen.
- Neues Schlauchpaket anschließen: Verbinde das neue Schlauchpaket mit dem Gerät und schließe den Gasschlauch an eine Schutzgasflasche an. Du kannst dafür entweder eine Einwegflasche oder eine handelsübliche Gasflasche nutzen.
Tipp: Achte darauf, dass das Gas für das MAG-Schweißen (z. B. ein Argon-CO₂-Gemisch) geeignet ist. Reines Argon ist für das MAG-Schweißen von Stahl ungeeignet und kann die Qualität der Schweißnähte beeinträchtigen.
3. Drahtvorschub und Drahtdurchmesser einstellen
Mit dem neuen Schlauchpaket kannst du Drahtstärken von 0,6 mm bis 0,8 mm verwenden. Die Drahtvorschubrolle für diese Drahtstärken ist oft nicht im Lieferumfang enthalten, lässt sich aber für etwa 5 bis 6 € dazukaufen.
Beachte: Für das Schweißen dünner Bleche bis etwa 0,8 mm ist ein dünner Draht und eine niedrigere Amperezahl (etwa 40 bis 50 Ampere) ideal, während sich für dickere Materialien (bis 6 mm) der 0,8 mm Draht bei 130 Ampere eignet.
4. Schutzgas anschließen und testen
- Schließe die Gasflasche an und öffne das Ventil.
- Teste die Gaszufuhr durch einen kurzen Schweißversuch, um sicherzustellen, dass das Gas sauber und gleichmäßig fließt.
- Justiere gegebenenfalls die Spannung und den Drahtvorschub an deinem Gerät, bis du eine gleichmäßige und spritzerfreie Schweißnaht erhältst.
5. Umrüsten älterer Modelle
Für ältere Modelle des ME 130 Mini, die keine umpolbaren Anschlüsse besitzen, gibt es ebenfalls Lösungen. Ein einfacher Adapter und ein paar Schraubendrehertätigkeiten ermöglichen es auch hier, das Gerät umzurüsten. Ein solcher Adapter ist in Baumärkten oder online für etwa 5 bis 6 € erhältlich und schnell installiert.
MAG-Schweißen: So gelingen auch anspruchsvolle Schweißnähte
Das MAG-Schweißverfahren mit einem umgerüsteten Fülldrahtschweißgerät eröffnet dir viele Möglichkeiten. Je nach Materialstärke und Art des Metalls kannst du verschiedene Einstellungen und Techniken nutzen.
Materialstärken: Was ist möglich?
- Dünne Bleche: Mit 0,6 mm Draht und niedrigen Amperewerten (40 bis 50 Ampere) lassen sich Bleche bis etwa 0,8 mm gut schweißen. Das Gerät kann sogar bis auf 20 Ampere heruntergeregelt werden, was ideal für besonders dünne Materialien ist.
- Mittlere bis dicke Bleche: Für Materialstärken bis etwa 6 mm kannst du den Drahtdurchmesser auf 0,8 mm einstellen und die Amperezahl auf etwa 130 Ampere erhöhen. So lassen sich auch stabile Schweißverbindungen bei dickeren Stählen erzielen.
Tipps zur Schweißtechnik für saubere Schweißnähte
- Strichlage für gleichmäßige Nähte: Ziehe die Schweißnaht in einer einzigen Linie entlang der Schweißstelle, ohne Pendelbewegung. Das hilft, die Naht gleichmäßig und optisch ansprechend zu halten.
- Amperezahl anpassen: Experimentiere mit der Amperezahl, um den Einbrand zu optimieren. Gerade bei dickeren Materialien hilft eine höhere Amperezahl für eine stabile Verbindung.
- Spritzerschutz und Nachbearbeitung: MAG-Schweißen kann, je nach Einstellung und Gaszusammensetzung, Spritzer verursachen. Eine kleine Menge Trennmittel kann hier helfen, die Arbeitsoberfläche sauber zu halten.
Wichtig: Vermeide reines Argon als Schutzgas beim Schweißen von Stahl, da es die Nahtqualität stark beeinträchtigt. Ein Argon-CO₂-Gemisch (z. B. 82% Argon, 18% CO₂) ist ideal.
Grenzen und Anwendungsbereiche des umgerüsteten Fülldrahtschweißgeräts
Während das umgerüstete ME 130 Mini hervorragend für Heimwerker und Hobby-Projekte geeignet ist, gibt es Grenzen. Für sehr dicke Materialien (über 10 mm) oder spezielle Lötverfahren wie CuSi3, das in der Automobilindustrie verbreitet ist, wäre ein hochwertigeres Schweißgerät besser geeignet. Auch hier ist das Gas von großer Bedeutung: Für CuSi3 benötigt man reines Argon und eine Teflon-Seele im Schlauchpaket.
Fazit: Lohnt sich die Umrüstung?
Die Umrüstung eines Fülldrahtschweißgeräts wie des ME 130 Mini ist eine praktische und kostengünstige Möglichkeit, um den Funktionsumfang zu erweitern. Die Schweißnähte mit Schutzgas sind qualitativ hochwertig, und die zusätzliche Flexibilität macht das Gerät ideal für Heimwerkerprojekte.
Für die Umrüstung investierst du rund 30 €, ein Preis, der sich für die erweiterte Funktionalität und die verbesserten Schweißergebnisse absolut lohnt. Wer noch kein eigenes MAG-Schweißgerät besitzt, kann so mit geringem Aufwand loslegen und hervorragende Ergebnisse erzielen.